Welche Vorteile bietet das Lernen mit Karteikasten?
Vokabeln lernen im Lehrbuch oder mit Vokabelheft ist fehleranfällig, oft wird nur die Reihenfolge gelernt, aber nicht die Vokabel. Im Karteikastensind sie nie in derselben Reihenfolge, man kann sie immer wieder neu mischen
Mit Vokabelheft ist es nicht möglich zwischen schon gelernten und noch unsicheren Vokabeln zu unterscheiden, deshalb wird wertvolle Zeit für Vokabeln, die schon
gut sitzen, verschwendet. Mit Karteikasten werden die Vokabeln, die schon sitzen, automatisch von denen getrennt, die man noch lernen muss.
der Karteikasten kann über viele Jahre immer wieder zum Auffrischen des Vokabelwissens genutzt werden.
Was wird gebraucht?
Zum Vokabellernen mit Karteikasten braucht man natürlich einen Karteikasten. ;-)
Der sollte nicht allzu groß sein (am besten Din A8), damit man ihn problemlos auch einmal mitnehmen kann. Außerdem schreckt ein überdimensionierter Karteikasten eher ab
(klein, fein und nicht teuer sind die Karteikästen von PapierTiger in Din A8, die man online auf verschiedenen Plattformen bestellen kann). Man kann sich natürlich auch selbst einen kleinen
Kasten bauen...
Außerdem braucht man Karteikarten, ebenfalls in Din A8, am besten blanko.
Aus Karteikarten im Format Din A7 (hat man ja häufig sowieso zu Hand) oder etwas stärkerem Papier bzw. dünnem Karton bastelt man sich dann noch insgesamt 5
Fächerabtrennungen, die man einfach nur durchnummeriert oder auch mit dem jeweiligen Wiederholungsrhythmus (z. B. täglich - abends - Wochenende - Ferien - Ende der Sommerferien)
beschriftet.
Und dann braucht man natürlich die zu lernenden Vokabeln...
Wie werden die Karteikarten beschriftet?
Auf eine Seite kommt das deutsche Wort, auf die anderen Seite die Vokabel in der Fremdsprache. Immer nur eine Vokabel pro Karteikarte!
Betonung oder Lautschrift können dazukommen.
Neben der deutschen Bedeutung sollten auf der Rückseite auch alle anderen wichtigen Informationen zur Vokabel notiert werden (z.b. die Formen der unregelmäßigen Verben bei
englischen Vokabeln, Deklinations- bzw. Konjugationsklasse bei lateinischen Vokabeln oder das Geschlecht bei französischen Nomen).
Wie wird gelernt?
Wenn eine Vokabelkarte erstellt ist, wird sie im ersten Fach des Karteikastens abgelegt.
Sind alle Vokabelkarten erstellt, nimmt man eine Karte aus dem ersten Fach und liest die Vorderseite (in den modernen Fremdsprachen immer die mit der deutschen Bedeutung, in
Latein und Griechisch eher die in der Fremdsprache). Man sagt sich die Antwort (eventuell nur im Geiste) vor und kontrollieren sie anschließend auf der Rückseite. Dabei muss die Antwort
spontan und vollständig (also auch mit allen eventuellen Zusatzinformationen) kommen, nicht nach mehreren Sekunden Bedenkzeit oder teilweise!!! Konnte die Rückseite korrekt
wiedergeben werden, wird die Vokabelkarte im zweiten Fach abgelegt, ansonsten bleibt die Karte im ersten Fach.
Das erste Fach wird so täglich 3-4 mal bearbeitet (bzw. bis es leer ist) - das sollte jeweils nur wenige Minuten in Anspruch nehmen.
Zwischen den Wiederholungen sollten im besten Fall einige Stunden Zeit vergehen, zumindest aber eine halbe Stunde. Wenn man die Hausaufgaben mit dem Erstellen der Vokabelkarten und dem ersten
Durchgang beginnt, kann man danach alle anderen Hausaufgaben erledigen und den zweiten Durchgang dann am Ende der Hausaufgaben angehen...
Vor dem Schlafengehen wird es Zeit, das zweite Fach (in dem sich die im Laufe des Tages gelernten Vokabeln befinden) durchzugehen. Richtig beantwortete
Vokabelkarten wandern in das nächst höhere Fach (Fach 3) und falsch beantwortete zurück in das erste Fach.
Am Wochenende nimmt man sich dann das dritte Fach vor. Es gilt wieder: Richtig beantwortete Vokabelkarten wandern in das nächst höhere Fach (Fach 4) und falsch beantwortete
zurück in das erste Fach.
Im vierten Fach dürfen die Vokabeln nun ein wenig 'reifen'. Als Rhythmus für die Wiederholung ist jeweils das letzte Wochenende im Monat möglich, aber auch die 'kleinen'
Ferien...
Vokabeln, die es bis ins fünfte Fach geschafft haben, sitzen meist schon ziemlich sicher. Daher sollten sie maximal 2 - 3 mal im Jahr überprüft werden. Optimal ist das
Ende der Sommerferien geeignet (einmal pro Jahr ist auch ausreichend). Dabei werden vor Schulbeginn mal kurz die grauen Zellen wieder aktiviert und im besten Fall entsteht
viel Motivation, denn - was jetzt noch gewusst wurde, darf in den Mülleimer (oder alternativ irgendwo aufbewahrt werden für spätere Zeiten)!
Probleme?
Viele Fremdsprachenlehrer bestehen auf das Führen eines Vokabelheftes. Dann müssen die Vokabeln zweimal abgeschrieben werden (einmal Vokabelheft, einmal Karteikarte). Mehr Arbeit, aber nach
zweimal Schreiben sitzt meist schon der überwiegende Teil der Vokabeln, und die richtige Schreibweise ist auch geübt!
Vokabeltests werden in der Regel kurzfristig angesetzt, Vokabeln oft in sehr großen Mengen aufgegeben. Das Kartei-kastensystem eignet sich in der Tat nicht für 'Bulimie-Lernen', wie es leider
an unseren Schulen viel zu oft von Lehrern verlangt wird. Hat man einen solchen Lehrer 'erwischt', kann man aber einen zweiten Karteikasten nutzen, bei dem man dann eben innerhalb einer Woche
(oder noch schneller) durch die Fächer rast und die Vokabeln dann nach dem Test ins vierte Fach des normalen Karteikastens integriert. Generell sollte man die Vokabeln unaufgefordert lernen, denn
nicht alle Lehrer geben Vokabeln in allen Klassenstufen auf!